Hallo, ich bin Maria

mit ganzem Namen Maria Pawlowna Romanowa. Seit meiner Heirat mit Carl Friedrich bin ich Weimarische Erbherzogin.

Geboren bin ich in Sankt Petersburg und lebe seither in Schlössern, denn mein Vater Paul I. war der Kaiser von Russland, oder wie wir sagen, der Zar. Seit seinem Tod herrscht mein Bruder, Zar Alexander I. in Russland.

Wollt ihr wissen, wie ich meinen Prinzen gefunden habe?

Um ehrlich zu sein: ich habe ihn gar nicht gefunden. Es war mein Schwiegervater, Herzog Carl August, der meinen Vater brieflich um meine Hand bat. Erbprinz Carl Friedrich war damals 17, ich erst 13. Meine Familie war den Heiratsplänen nicht abgeneigt. Daraufhin kam der Weimarische Kammerherr Wilhelm von Wolzogen nach Sankt Petersburg, um über die Bedingungen der Heirat zu verhandeln.

Fünf Jahre später fand die Hochzeit statt.

War es Liebe auf den ersten Blick?

Nun: Die weimarischen und russischen Minister handelten schon unseren Ehevertrag aus, ehe ich Carl Friedrich zum ersten Mal begegnet bin. Unsere Ehepartner wählt nicht etwa unser Herz, vielmehr sind dafür unsere Eltern zuständig, nach den politischen Interessen unseres Landes. Das kann natürlich gehörig schief gehen. Ich aber hatte Glück, denn Carl Friedrich ist überaus liebenswürdig.

Er ist gütig, gerecht und zu keiner Falschheit fähig. Wir passen gut zusammen, denn auch er ist fromm und liebt die Musik, die Kunst und die Literatur.

Was ist ein Ehevertrag? Und was steht in meinem drin?

In einem Ehevertrag sind viele wichtige Dinge geregelt. Zum Beispiel, dass ich meinen russisch- orthodoxen Glauben behalten und ausüben darf. Unsere Kinder werden hingegen im protestantischen Glauben Carl Friedrichs erzogen. Es wird festgelegt, wie hoch das Vermögen ist, das ich in die Ehe einbringe und was damit passieren soll. Was ich an Nadelgelder erhalte.

Und auch, wo ich als Witwe wohnen sollte, falls Carl Friedrich vor mir verstirbt.

Und was passiert, falls unsere Ehe kinderlos bleibt?

Ihr wollt genau wissen, wie großzügig meine Aussteuer war?

Solche Dinge sind in der Regel geheim. Aber ihr dürft es ja ruhig wissen: An Geld waren es rund eine Million Rubel! Dazu kam eine reiche Aussteuer, die einer Zarentochter würdig ist.

Luise von Göchhausen kann euch darüber eine nette Geschichte erzählen.

... und wann wir endlich geheiratet haben?

Nachdem Carl Friedrich ein ganzes Jahr bei uns in Sankt Petersburg verbracht hat, feierten wir eine große Hochzeit. Am 4. August 1804 gaben wir uns in der Schlosskapelle des Winterpalastes meiner Heimatstadt das Jawort.

Nach fünfwöchiger Reise hielten wir am 9. November unseren feierlichen Einzug in Weimar und seitdem lebe ich hier.

Ob ich schon Deutsch konnte, bevor ich nach Weimar kam?

Meine Mutter ist eine Deutsche: Sophie Dorothea von Württemberg-Mömpelgard. Sie, aber auch meine Erzieher, haben mir Deutsch, Englisch und Französisch beigebracht. Aber ich gebe es zu: Das Sprechen macht mir noch Schwierigkeiten. Ich kann zwar alles verstehen, aber bei Gesprächen finde ich nicht immer das geeignete Wort.