
Wissenswertes zur Ballade
1797 ist das Jahr des Balladenwettstreits. Goethe und Schiller kennen sich zwar schon lange, Freunde sind sie jedoch erst seit drei Jahren. Ihre freundschaftliche Zusammenarbeit hat bereits einige Früchte getragen: die Zeitschrift ‚ÄûDie Horen‚Äú wurde herausgebracht, Spottverse (‚ÄûDie Xenien‚Äú) wurden verfasst.
Doch damit nicht genug.
Denn bei einem achttägigen Besuch Schillers bei Goethe heißt es plötzlich: wer von den Freigeistern kann die schönste Ballade schreiben? Die Balladen sollten dann im ‚ÄûMusen-Almanach‚Äú erscheinen.
Da jeder den Ruhm für sich beansprucht, lassen sich die beiden Dichter nicht lumpen. So entstehen viele der schönsten Balladen der deutschen Literaturgeschichte in diesem Jahr.
Wie zum Beispiel von Schiller:
- „Die Kraniche des Ibycus“,
- ‚ÄûDie Bürgschaft‚Äú,
- „Der Taucher“,
- „Die Glocke“,
und von Goethe:
- ‚ÄûDer Erlkönig‚Äú,
- „Der Gott und die Bajadere“,
- „Die Braut von Korinth“,
- „Hermann und Dorothea“.
Doch nun zum „Handschuh“. Worum geht es dort eigentlich? Woher nimmt Schiller diese Idee?
Schiller erfindet die Handschuh-Geschichte nicht selbst. Er wälzt dafür Geschichtsbücher: Etwa 250 Jahre zuvor spielt sich das Vorkommnis am Hofe des Königs Franz I. in Paris so ab. Dort gab es einen Ritter, er hieß Delorges. Er liebt das adlige Fräulein Kunigunde und will sie erobern. Zusammen mit dem König und dem gesamten Hofstaat sind sie Zuschauer eines Tierkampfes.
Zur Belustigung des Königs sollen vier Raubkatzen miteinander kämpfen: ein Löwe, ein Tiger und zwei Leoparden. Aber der Nervenkitzel reicht dem edlen Fräulein nicht. Sie wirft ihren Handschuh mitten hinein zu den Raubtieren und bittet Delorges, ihr den Handschuh zurückholen.