Gestatten:

Mein Name ist Carl August. Seit meinem 18. Geburtstag am 3. September 1775 bin ich regierender Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach. Ich stamme aus dem Fürstenhaus der Wettiner.

Warum sind wir so berühmt?

Die Wettiner sind ein Herrschergeschlecht aus dem Schwabengau. Das ist an der Grenze zwischen Thüringen und Franken. Sie wohnten in der Burg ‚ÄûWinkel‚Äú. Aber das ist schon über 750 Jahre her.

Deren Söhne gründeten die Handelsstadt Leipzig, entdeckten Silber im Erzgebirge und das machte sie reich. Sie kauften immer mehr Land.

Doch durch Kriege und Erbschaftsstreitigkeiten wurde das Land immer wieder geteilt: so im August 1485 das damalige Kurfürstentum zwischen den Brüdern Ernst und Albrecht.

Ernsts Nachkommen gehörten fortan zur Ernestinischen Linie, so auch wir.

Albrecht begründete die Albertinische Linie der Wettiner.

Wie bin ich Herzog geworden?

Ganz einfach: Ich bin der Erstgeborene. Das ist Glückssache. Dafür hatte ich eine andere Kindheit als die meisten. Ich musste schon mit vier Jahren Latein und Geschichte büffeln, Lesen und Schreiben lernen, sogar Mathe und Physik. Und das nicht einmal mit anderen Kindern zusammen. Ich hatte Einzelunterricht. Wie viel lieber hätte ich mit meinen Hunden gespielt und wäre durch den Wald getobt! Aber das habe ich dann später nachgeholt!

Wer sind meine Eltern?

Mein Vater hieß Herzog Ernst August II. Constantin. Ich kann mich gar nicht an ihn erinnern. Als er mit 21 Jahren starb, war ich noch nicht einmal ein Jahr alt.

Meine Mutter Anna Amalia war damals auch erst 18 Jahre alt und schwanger mit meinem jüngeren Bruder, Friedrich Ferdinand Constantin. Sie sagt, sie sei froh, dass ich nicht die Konstitution meines Vaters geerbt habe, denn er war sehr oft krank.

Als Erstgeborener sollte ich gleich die Regentschaft übernehmen. Aber regieren darf man hier erst ab 18. Ich musste erst volljährig werden. Bis dahin regierte meine Mutter als kluge und mutige Herzogin.

Wie lernt man, ein Land zu regieren?

Die Herzogin stellte mir die besten Erzieher und die klügsten Köpfe an die Seite, wie sie es meinem Vater versprochen hatte.

In seinem Testament verfügte mein Vater, es sollten ‚Äûkeine Mühe, Sorgfalt und Kosten gescheut werden, damit der Prinz ohne Pedanterie erzogen, ihm vor den Wissenschaften durch Zwang oder üble Methode kein Widerwillen gemacht und er auferzogen werde in Gottesfurcht und wahrer Frömmigkeit, damit er seine Ehre fördern, sich selbst vor Lastern hüten, Land und Leuten nützlich sein und den Ruhm unseres Hauses bis auf die spätesten Zeiten erhalten und mehren könne.‚Äú

Mit anderen Worten:

Er wollte, dass mich die besten Lehrer unterrichten und mir mit schlechten Lehrmethoden den Spaß am Lernen nicht verderben. Dass ich ein gottgefälliges Leben führe und Land und Leuten Gutes tue und damit ein Beispiel für unser Land werde.

Ich wette, eure Eltern erwarten nicht ganz so viel von euch!

Was mache ich jetzt?

Von meinen Erziehern habe ich viel gelernt. Johann Carl August Musäus war ein wunderbarer Märchenerzähler und der Dichter Christoph Martin Wieland ein Denker.

Doch die Etikette, das höfische Zeremoniell und die Jahrhunderte alte Tradition haben mich eingeengt. Ich durfte nie tun und lassen wie und was ich wollte.

Jetzt kann mich keiner mehr von meinen wilden Touren durch die Lande mit meinem Freund Goethe abhalten.

Ich sammle alte Münzen, die meine Familiengeschichte widerspiegeln. Sie reichen zurück in alte Zeiten unserer wettinischen Herkunft.

Von meinen Reisen bringe ich immer irgendwelche Kunst mit. Mein Freund Goethe hat ein gutes Auge dafür, er hat mir schon viel beigebracht.

Wir wollen diese Kunstgegenstände, Gemälde, Kupferstiche, grafische Blätter und Statuen irgendwann ausstellen.

Goethe freut sich aber mindestens genauso über neue Geräte zu naturwissenschaftlichen Neuerungen, die ich manchmal mitbringe. Dann geht das große Experimentieren los, wir sind dann wie zwei Kinder, von Neugier getrieben. Goethe scheut meist die Mühe nicht, damit nach Jena zur Universität zu fahren, um von den Professoren darüber mehr zu erfahren.

Oft bringen wir aber erst die Neuheiten hin und die Universität bestellt die Gerätschaften dann auch. So wird unsere Neugier sogar nützlich für die Wissenschaft.

Erfahre auf den anderen Seiten mehr darüber, was ich sonst noch so gerne mache.

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